Von Edinburgh ins Schwabenland - Ein Abenteuerreisebericht
Wie Pace von Schottland nach Ulm kam
Wie wir dazu gekommen sind uns einen Hund aus Schottland zu holen ist eine eigene Geschichte. Die soll aber hier nicht erzählt werden. Jedenfalls hatten wir einen Hund gefunden und in Schottland gekauft und es galt nun diesen abzuholen. Die Route war Ulm-München (Auto), München-Frankfurt, Frankfurt-Edinburgh (Flug). Aus Kostengründen beschloss ich alleine zu fliegen. Da wir unsere Hündin Pace in der Kabine transportieren wollten, hatten wir uns die vorgeschriebene Tasche besorgt (bestimmte Maximal-Maße, Lüftung, komplett zu schließen). Wir meldeten den Hundetransport bei Lufthansa an und bekamen für den Rückflug die entsprechende Bestätigung. Für eine Nacht noch Schlafanzug und Waschbeutel. Und los gings.
In München frage ich am Gepäckschalter, ob ich wohl die kleine Tasche und den kleinen Rucksack als Handgepäck mitnehmen könnte. Hm, lieber nicht, lautet die Antwort. Also gebe ich die Tasche mit Futter, Decke, Geschirr, Leine, Faltnapf etc. als Gepäck auf. Sicherheitshalber werfe ich noch meinen Waschbeutel dazu. Dann sollte es keine Probleme wegen Flüssigkeiten beim Sicherheitscheck geben.
Nach einem problemlosen Flug nach Edinburgh bin ich dort
als Erster ganz vorne am Gepäckband - und auch als Letzter… leider blieben 9 Gepäckstücke in Frankfurt hängen!
Am Baggage Office hecke ich mit der freundlichen Dame einen
ersten Plan aus. Schließlich benötige ich meine vorgeschriebene Tasche! Wenn das Gepäck mit der nächsten Maschine kommt (mit der ich auch wieder zurück muss), will sie die Tasche direkt von der
Gepäckausgabe an den Check-In Schalter bringen. Dann könnte ich den Hund einladen, einchecken, mit Priorität durch die Sicherheitskontrollen und wieder in den Flieger. Puh! Klingt nach Stress, aber
wie ein Plan.
Ich mache mich dann auf den Weg in die City. Schnell finde
ich einen Shuttle-Bus und ab nach Edinburgh Zentrum. Ich bin völlig unvorbereitet und überlege gerade, wie ich mich am besten orientiere. Da sehe ich einen Automaten, der gegen 1 Pfund eine
Stadtkarte ausgibt. Optimal! Das Geldstück eingeworfen, ratter, ratter, Stille. Der Plan hängt irgendwo fest.
Mit Hilfe von zwei freundlichen Busfahrer, die dort gerade warten, popeln wir 10 Minuten mit verschiedenen Gegenständen an dem Apparat herum, bis ich endlich den Plan in Händen halten kann – nicht
ahnend, dass dies als Omen zu deuten ist, und es noch so einige Probleme mit meinen „Plänen“ geben sollte.
Nach dem ich ein paar Stunden durch Edinburgh gebummelt bin
mache ich mich auf zum Bahnhof, den ich problemlos finde. Ich erwische auch den richtigen Zug, mit dem ich noch ca. 1 Stunde fahren muss.
Am Zielbahnhof bin ich mit unserer Züchterin verabredet. Aber auf welcher Seite des Bahnhofs? Gut, dass der Bahnhof nicht zu groß ist. Einmal rechts, dann wieder über alle Gleise nach links und schon
treffen wir uns.
Nach einem kurzen Besuch bei ihr zuhause, einem ersten
Kennenlernen von Pace übernachte ich in einem nahen Bed&Breakfast. Meine Übernachtungssachen waren ja in der verlorenen Tasche. Aber für eine Nacht kann man sich mal behelfen.
Am nächsten Tag erledigen wir alle Formalitäten. Dann gibt mir unsere Züchterin eine alte Sporttasche, eine Decke, ein paar Kauknochen und ein bisschen Futter. Alles andere (Leine, Geschirr, Napf, …) habe ich ja in meiner Tasche, die ich ja dann am Flughafen bekommen soll.
Unsere Züchterin fährt mich zum Flughafen, Pace schaut eine
Weile aus der Sporttasche und schläft irgendwann ein.
Am Check-In Schalter macht man mir gleich klar: die alte Tasche geht natürlich nicht! Außerdem muss der Hund erst mal gewogen werden! Ich hatte vorher schon Bedenken wegen des Gewichtes und mir tut schon der Arm weh von den 15 min Tragen. 8kg ist die Obergrenze. Pace ist sicher schwerer. Also halte ich die Tasche etwas hoch, das Display im Auge: 6,9kg, geht doch…
Der Plan vom Vortag wird mit der freundlichen Dame von
Lufthansa nochmal durchgesprochen. Nicht einfach, aber muss gehen. Allerdings ist der Flug verspätet, keiner weiß wie lange, die Maschine ist noch nicht von Frankfurt los.
Also bin ich mit Pace erst mal wieder raus, habe eine
kleine Wiese gefunden auf der ich sie springen lassen kann. Eine Leine habe ich ja nicht. Somit kann ich sie nur mit Leckerlies locken. Das funktioniert aber zum Glück recht gut.
Irgendwann habe ich Hunger. Also gehe ich in ein Restaurant im Flughafen, suche einen Tisch direkt neben einem Monitor mit den Abflügen. Pace lege ich samt der grünen Tasche unter den Tisch und sie
schläft. Die Belegschaft ist ganz begeistert von der Kleinen und ich darf sitzenbleiben, obwohl ich mit Essen längst fertig bin.
Nach 5 zermürbenden Stunden (ich war mit Pace immer mal wieder auf unserer Wiese) dann die Meldung: der Flug ist annulliert! In Frankfurt Schneesturm, außerdem wird gestreikt. Na super!
Da ich nur Handgepäck habe bin ich einer der Ersten am Schalter. Nun, ich war auch schon mal der Erste am Gepäckband, und auch der Letzte…
Mein Name wird notiert, wir sollen im Novotel untergebracht
werden. Vorerst sollen wir uns in ca. 30 min in der nahe gelegenen Sitzgruppe aufhalten. Nochmal kurz Pippi mit Pace, dann warte ich in der Sitzgruppe.
Einige weitere Leute finden sich dort ein. Dann leert sich der Bereich immer mehr. Am Ende sitze ich mal wieder recht alleine da. Endlich nach ca. 2 Stunden kommt eine Durchsage: Personen zum Novotel
bitte zum Taxistand kommen!
Also gehe ich auf die Suche nach dem Taxistand. Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Irgendwo finde ich dann eine Gruppe von weiteren 6 Deutschen, die auch irgendwie übrig geblieben sind.
Es gibt heftige Diskussionen mit den Taxifahrern wer wen zu welchem Hotel bringen darf/kann. Der Subunternehmer der LH hat versucht das Ganze zu organisieren, was aber gründlich misslang. Eine
hinzugerufene Dame der Lufthansa re-organisiert nochmal den Transport. Zu guter Letzt (es war 19:30) fahren wir zu dritt zum Novotel. Während Fahrt stellt sich heraus, dass es 6 Novotels in Edinburgh
gibt. Der Leser mag es ahnen – natürlich landen wir im Falschen!
Einige Telefonate des Hotelpersonals später kommt das gleiche Taxi wieder zurück und wir fahren zum nächsten Hotel.
Der Mann an der Rezeption ist Deutscher. Das erleichterte zumindest die Kommunikation. Eigentlich waren wir ursprünglich auch dort nicht gebucht, aber er hat genug Zimmer.
Zwischenzeitlich ist es 20:40 Uhr. Pace liegt ermattet in meiner Reistasche auf Tauchstation. Ich frage nicht, ob Hunde erlaubt sind. Wir mogeln uns durch und ich schaffe es auch später unbemerkt rein und raus zu kommen. Erst am nächsten Morgen erfahre ich, dass es kein Problem gewesen wäre. Aber an diesem Abend will ich kein Risiko mehr eingehen…
Also machen wir es uns im Zimmer gemütlich. Unsere Züchterin hatte mir aufgrund welcher Intuition auch immer etwas Nassfutter mitgegeben. Napf? Nun, habe ich keinen. Also kippe ich ein bisschen Futter aus der Packung auf den Badboden. Pace hat riesigen Hunger! Ich auch! Also gehe ich runter ins Restaurant und esse auf Lufthansakosten ein einigermaßen anständiges Essen. Pace lasse ich mit mulmigem Gefühl im Zimmer zurück. Aber was soll ich machen? Wusste ich doch nicht ob Hunde erlaubt sind. Und dann noch ins Restaurant?
Das Essen dauert und dauert…Während ich am Tisch sitze steigt süßlicher Geruch in meine Nase. Ich habe ja nur meine Treckingschuhe dabei mit denen ich beim Ausgang mit Pace auch einige Wiesen überquerte. Hm, da waren wohl noch andere Hunde unterwegs…
Ich schlinge das Essen in mich hinein und eile mit bösen
Vorahnungen wieder zum Zimmer. Meine Vorahnungen hatten sich nur zum Teil erfüllt. Pace bellte nicht, hatte nichts zerrissen, hatte brav aufgegessen. Aber einige Hinterlassenschaften sind dann doch
zu entfernen. Na ja, was solls. Novotel möge mir verzeihen. Aber der Teppichboden ist auch nicht mehr der Neuste. Erst Papier, dann opfere ich ein Handtuch, und mit Wasser und Seife ist auch dieses
Problem bald gelöst.
Dann mache ich noch meine Schuhe in der Dusche sauber und bin erst mal kurzzeitig zufrieden. Man wird ja bescheiden.
Laut Lufthansa hätte man ab ca. 21:00 die Umbuchung auf einen neuen Rückflug im Internet sehen können. Oder man sollte eine SMS oder ein email bekommen. Ich bekomme nichts und sehe auch nichts im Internet…
Wir haben eine einigermaßen ruhige Nacht. Nachdem ich mit Pace ein bisschen gespielt hatte gingen wir noch mal nach draußen. Dann verkroch sich Pace unter dem Bett und schlief. Am anderen Morgen finde ich ein kleines Pfützchen im Bad. Na, was will man mehr…
Nach dem Frühstück (Pace wieder allein im Zimmer) warte ich
weiter auf eine Nachricht von Lufthansa. Nichts.
Gegen 10:30 Uhr beschließe ich wieder an den Flughafen zu fahren um irgendwie einen Rückflug zu bekommen. Inzwischen hatte meine Frau eine Telefonnummer in Frankfurt erhalten, dort angerufen und
Druck gemacht. Und siehe da, kurz bevor ich zum Flughafen los wollte, bekomme ich eine neue Verbindung um 16:40 über Brüssel nach München. Ok. Also einfach nur 6 Stunden warten. Dies eröffnet die
Chance meine Tasche mit der 13:45 Maschine von Frankfurt zu bekommen und dann gemütlich nach Brüssel einzuchecken. Erleichterung!
Aber man soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben…Also ich rechtzeitig zum Flughafen, warte auf die Dame von Lufthansa und ziehe mit ihr los. Die Tasche war nicht angekommen und kann
auch nicht geortet werden!
Nächster Schritt: Erst mal zusammen zum Check-In. Der Flug nach Brüssel wird vom Lufthansa Partner Brüssels Airline gemacht. Zusammen mit der freundlichen von Lufthansa gehen wir zum Brüssels Airline
Schalter und erklären denen, dass ich ja einen Hund dabei habe. Ob die den auch mitnehmen? Die „Freundliche“ legte sich richtig ins Zeug. Aber am Brüssels-Schalter hat man keine Ahnung wie und ob das
geht! Die Brüssels-Dame telefoniert. Pause. Telefon. Ok, sollte gehen. Wie schwer der Hund sei? Mir steht der Schweiß auf der Stirn. Ich wieder die Tasche auf das Band, diesmal aber umringt von
inzwischen drei strengen Damen. Der Trick mit dem Hochhalten ist schnell dahin: verdammt! 9,7kg. Die Dame hinter dem Schalter, immer noch das Telefon am Ohr, übermittelt 9kg! Danke! Das war sicher
nicht nur „kaufmännisch abgerundet“, aber sehr hilfreich.
Wieder warten. Meine Nerven kurz vor dem Abriss. Ja? Ok, geht, aber die richtige Tasche muss her!
Wir haben ca. 50min Zeit. Miss Lufthansa zückt ihr iPhone, googelt „Pets at home“, ruft dort an, schildert die Situation. Ja, die richten alles her.
Wir rennen zum Taxi-Stand, stopp ich habe kein Bargeld mehr. Kurz am Automat noch Geld ziehen, Miss LH schult den Taxi-Fahrer und wir brausen Richtung Stadtmitte. Nach 12min sind wir beim „Pets at
Home“. Ich renne rein, Taxi wartet mit Pace in der Tasche, die inzwischen ihr zweites Zuhause geworden ist.
„Here we go!“ Der Verkäufer hält mir eine Transportbox für eine Dogge vor die Nase! Kurze Erklärung meinerseits und wir rennen durch den Shop. Zwei Taschen stehen zur Auswahl. Ich nehme die Kleinere.
Die sieht zwar etwas knapp aus, aber wenn jetzt die Maße nicht passen… Ich drängele mich an die Kasse vor, die Menschen haben Verständnis, ab ins Taxi und zurück.
Der Fahrer poltert über die Schwellen vor der Schranke, dass ich denke die Achse bricht. Ich rein an den Schalter und präsentiere stolz meine Tasche. Ja, ja, keine Hektik, der Flug hat Verspätung!
Also gut, Verspätung ist ja kein Problem.
Ich checke ein, will mich gerade vom Schalter entfernen: „Halt, den Pass vom Hund brauche ich noch“! ruft es mir vom Brüssels-Schalter hinterher. Pass??? Ich habe keinen Pass! Ich ziehe Chip-Nummer,
Impfausweis und „Wilde-Tiere-Erklärung“ raus. Ich erkläre, dass für Welpen noch kein Pass gemacht wird, dass dies die notwendigen Einreisedokumente sind und der Pass erst nach Umschreiben des Kennel
von den deutschen Behörden ausgestellt wird (ich habe keine Ahnung, es klingt aber einigermaßen gut). Sie wieder ans Telefon. Erklärung. Pause. Schweiß auf meiner Stirn. Erklärung. Pause. Ja, passt.
Ok. (uff!)
Langsam sinkt mein Blutdruck wieder in normale Regionen.
Also einfach nur mal wieder warten. Das können wir ja schon, das haben wir jetzt oft genug geübt.
Ich gehe mit Pace wieder raus auf „unsere“ Wiese. Zum Glück hält sich das Wetter anständig.
Ich gehe nicht zu früh zu den Sicherheitskontrollen. Wenn ich da mal durch bin, gibt es ja kein Zurück mehr und auch keine Wiese. Pace lasse ich in der Sporttasche, da die Transportbox wirklich eng
ausschaut.
War der Flughafen sonst einigermaßen verschlafen, hier an
der Sicherheitskontrolle drängeln sich in endlos scheinenden Schlangen die Leute. Ich habe schon Sorge, meinen Flug nicht zu bekommen. Hier gibt man mir die Anweisung den Hund in Tasche zu
verfrachten. Ich sehe schon, dass das eng ist. Aber es geht. Pace lässt alles geduldig mit sich machen. Was für ein Hund!
In einem separaten Zimmer wird dann die Tasche untersucht. Die Beamten sind sehr freundlich und von unserer Pace begeistert. Insbesondere die Dame spricht einen Slang von dem ich kein Wort verstehe.
Aber freundlich. Nach dieser Hürde packe ich Pace wieder in die größere Sporttasche um und vertreibe mir die Zeit bis zum Abflug.
Ich halte kurz an einer Whisky Degustation. Sehr lecker,
sehr teuer. Ich kaufe nichts.
Pace ist ein Publikumsmagnet. Hunde haben wohl in Schottland einen anderen Stellenwert. Es gibt wirklich sehr viele nette Leute. In Schottland kann ich Singles auf Partnersuche unbedingt einen
Welpentransport empfehlen…
Ich warte am Gate so lange wie möglich, stopfe dann den Hund in die Transportbox, durchs Gate und in den Flieger. Dort habe ich glücklicherweise drei Sitze für mich allein im Economy-Plus Bereich.
Ich mache die Tasche auf, Pace streckte ein bisschen den Kopf aus der Tasche und schläft bis Brüssel. Ich entspanne ich mich zum ersten mal seit 48 Stunden und ein leises Gefühl von „alles könnte gut
werden“ macht sich breit.
In Brüssel habe ich zwei Stunden Aufenthalt. Beim
Durchchecken erklärt mir die nette Dame, ich dürfe den Hund hier im Flughafenbereich laufen lassen. Welches Angebot! Mein Arm ist bestimmt schon einige Zentimeter länger und meine Handinnenfläche ist
wund vom Tragen.
Natürlich hat auch der Anschlussflug nach München Verspätung. Aber nur so ca. 1,5 Std. Da lache ich ja! Das ist ja normale Toleranz…
So laufen wir im Flughafen auf und ab, Pace mir immer hinterher. Ein paar Leckerlies helfen dabei. Raus können wir ja nicht mehr! Wiese gibt es keine! Aber außer einem kleinen Pippi auf dem
Steinboden ist nichts passiert.
Durst hat Pace. Ich habe ja keinen Napf, die Trinkflasche musste ich vor dem Flug wegwerfen. Also ins Klo. Da ist zur späten Stunde (kurz vor 21:00 Uhr) niemand mehr. Ich forme mit meinen Händen
einen Napf, fülle in mit Wasser und halte ihn Pace hin. Nach kurzem Zögern versteht sie: das ist der Napf, das ist Wasser – und sie trinkt aus meinen Händen. Mir stehen die Tränen in den Augen…Es
gibt zwar eine ziemlich Sauerei, aber es ist nur Wasser, das ist schnell weggeputzt.
Ich treibe mich dann solange wie möglich auf leeren Gates
herum, damit im Falle eines „Unfalls“ nicht lauter kopfschüttelnde Leute um mich sind. Irgendwann schläft Pace wieder unter ein paar Sitzen ein. Ich schiele zum Kaffestand gegenüber. Ca. 40m. Ein
Kaffee wäre ein Traum. Aber Pace schläft hier so friedlich. Also kein Kaffee. Nach weiterem Warten beschließe ich: der Kaffee muss sein. Vorsichtig wecke ich Pace und wir gehen zum Kaffee-Stand.
„Just closed“, die Maschine schon gereinigt.
Also laufen wir die Gates ab auf der Suche nach weiteren Kaffee-Läden. Der Einzige andere hat aber auch schon zu. Na ja, wie heißt es so schön: „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen!“ Was
soll‘s, wir hatten Schlimmeres hinter uns.
Als es Zeit wird postiere ich mich in die Nähe unseres
Gates. Ich gebe Pace das letzte Knöchelchen um sie etwas zu beschäftigen. Dann kurz vor Gate-Schluss nehme ich Pace das Knöchelchen weg und versuche sie in die Tasche zu bugsieren. Nicht so einfach.
Pace will ihr Knöchelchen und nicht in die Tasche. Meine Versuche sehen nun so aus, als will ich einen viel zu großen Hund in eine viel zu kleine Tasche stopfen. Das Personal am Gate erklärt mir
gleich ganz aufgeregt: so kann ich nicht mitfliegen. Die Tasche zu klein, bzw. der Hund zu groß.
Ich rede mich um Kopf und Kragen! Also da müssen sie mit der Crew sprechen, ob die mich mitnehmen. Also wir zum Flieger. Ich fange an den Stewardessen meine Geschichte zu erzählen…Sehe dann:
Lufthansa, deutsche Namen. Gut, wenigstens kann ich auf Deutsch weiter machen. Ich erzähle wieder die Geschichte von der verlorenen Tasche usw… Pace streckt den Kopf vorne aus der Tasche. Ich sehe
das Leuchten in den Augen der Damen und schöpfe Hoffnung. „Aber da müssen wir Ulrich fragen“ meint die Blonde. Ulrich ist der Kapitän. Ich hoffe in diesem Augenblick, dass er was mit der Blonden hat…
Jedenfalls hat Ulrich kein Leuchten in den Augen. Aber er ist Pragmatiker. „Ja, ja, solange die Tasche dicht ist? Ha, ha, das ist ja wohl die Hauptsache!“ Klar ist die dicht! (keine Ahnung, aber ich
würde ALLES versprechen in diesem Augenblick).
Kurz drauf sitze ich in der letzten Reihe, allein mit meinem Hund. Man bringt mir eine Zusatzdecke, ich darf den Hund auch auf den Schoß nehmen… Oh Gott, und gerade noch dachte ich, ich muss in
Brüssel übernachten…
Aber der Flieger hebt und hebt nicht ab. Pace wird unruhig. Verdammt, wenn sie jetzt Pippi muss! Nach einer gefühlten Ewigkeit fahren wir endlich aufs Rollfeld. Das Ruckeln lässt Pace sofort
einschlafen…Und auch bei mir macht sich langsam Entspannung breit.
Von jetzt an ging alles gut. Meine Frau holte mich in München ab. Hier herrschte zwar immer noch Schneetreiben, und es waren chaotische Zustände auf der Autobahn bis Ulm. Aber dank Allrad kamen wir schließlich um 00:45 endlich glücklich in Ulm an! Am nächsten Tag konnte ich es kaum fassen, dass ich tatsächlich MIT Hund zu Hause war…